Der Landschaftspark West soll zeitgemäß weiterentwickelt werden. Ein Masterplan soll grundlegende Leitlinien und konkrete Maßnahmen vorschlagen, die im Zusammenwirken mit der Bürgerschaft erarbeitet werden. Zur Bürgerbeteiligung fand am 22. Januar der 1. Workshop statt. Die Resonanz war überwältigend, der Raum im Max-Planck-Gymnasium platzte aus allen Nähten, die Arbeitstische waren mehr als voll besetzt. Nach einer Einführung durch die Projektleiterinnen des Planungsreferats stellte der Vertreter des beauftragten Landschaftsarchitekturbüros den derzeitigen Stand der Überlegungen vor, im wesentlichen eine Situationsbeschreibung und Analyse der Qualitäten, Defizite und Potentiale. So „getriggert“ fanden sich dann die Bürger*innen an mehreren großen Tischen zusammen, in deren Mitte jeweils ein großes Luftbild lag. Und dann wurde diskutiert, markiert, gezeichnet und viele Kärtchen beschriftet mit Vorschlägen, wie es weitergehen könnte.
Erfreulich einig waren sich Planer und Anwohner in der Bewertung der Qualitäten des Parks. Aus Sicht der Stadtplanung handelt es sich um eine „Grüngürtellandschaft“, also einen großen, landschaftsgeprägten Freiraum am Stadtrand, der eine Mittlerfunktion zwischen Stadt und Umland einnimmt. Und der sehr unterschiedliche Funktionen erfüllen soll:
- Landwirtschaft und Gartenbau soll weiterhin „unter Marktbedingungen“ möglich sein
- für die Anwohner und Parknutzer steht die landschaftsbezogene Naherholung im Vordergrund: Spazierengehen, Radfahren, allgemein Bewegung
- bedeutsam ist die stadtökologische Funktion als Frischluftschneise
- Erhalt und Förderung der Biodiversität ist ein zentrales Anliegen
- und der Park ist eines der wenigen sog. „Ruhigen Gebiete“ im Stadtgebiet: trotz der Autobahnnähe und einer querenden Straße gibt es viele Bereiche, die großen Abstand besitzen zu störenden Lärmquellen.
Und genau diese Aspekte wurden dann auch in den geäußerten Bürgerwünschen zum künftigen Parkcharakter als die wichtigsten erachtet: der Park möge seine Weite und Ruhe bewahren, keine intensiveren Freizeitnutzungen zur Attraktivitätssteigerung, stattdessen weiterhin Ackernutzung, Gemüse- und Obstbau, in Krautgärten und kommerziell betrieben. Gerade das sehr ausgeprägte Mosaik aus verschiedensten Nutzungen und räumlichen Qualitäten sei ja die Stärke des Parks, das müsse unbedingt erhalten bleiben. Einig war man sich auch darin, dass es an einigen Stellen an Wegeverbindungen mangelt, insbesondere bei Querungen im zentralen Bereich um die Blumenauer Straße herum. Auch einige Siedlungsränder sind schlecht angebunden. Und hier und da könnte die Weitläufigkeit in den Ackerflächen noch etwas mehr Kulisse vertragen, einzelne Baumreihen und Feldgehölze könnten ergänzt werden. Aber alles solle einfach bleiben.
Interessant war in diesem Zusammenhang das Ergebnis einer Befragung zu Lieblingsorten. Wer wollte, konnte in ein Luftbild einen grünen Punkt dorthin setzen, wo man sich im Park besonders wohl fühlt. Ganz klar kristallisierte sich da als Favorit der zentral gelegene Bereich um die Streuobstwiese heraus: die Schnittstelle zwischen dem kleinräumigeren Bereich mit viel Gehölzbestand (zwischen Westbad und Baumschule) und der offenen Feldflur, wo der Blick sich weitet, man sich aus der Stadt hinaus in die Landschaft bewegt. Ein klarer Auftrag, diesen zentralen Bereich so offen zu erhalten.
Wie zu erwarten war, wurde auch das Thema künftige Bebauung wieder aufgegriffen. Trotz des Stadtratsbeschlusses, der den Bestand des Parks sichert, gibt es noch immer ein Misstrauen, ob dies auch so Bestand haben wird. In dieser Diskussion stellte sich heraus, dass es im Süden der Baumschule, beim großen Spielplatz, im Flächennutzungsplan (FNP) nachwievor eine Fläche für eine öffentliche Nutzung (Schule, Kindergarten o. dgl.) vorgesehen ist. Bedarf dafür gab es in all den Jahren nicht und niemand kann sich mehr vorstellen, den wertvollen alten Baumbestand und den geliebten Spielplatz dort zu beseitigen. Insofern gibt es den Auftrag des Stadtrats, den FNP dort zu aktualisieren, zum Nutzen des Landschaftsparks.
Wie sieht es aber aus mit der U-Bahn-Haltestelle Willibaldstraße? Könnte man nicht daran denken, die Gemeinbedarfsfläche von der Senftenauer Straße hierher zu verlegen? Dient nicht eine öffentliche Einrichtung am U-Bahnhof (Schule, Altenwohnen), gut angebunden und öffentlich zugänglich, nicht letztlich allen Bürgern? Könnte damit nicht auch ein öffentlich nutzbarer Veranstaltungsraum entstehen? – denn das Fehlen eines solchen im Umfeld des Landschaftsparks wurde bei der Veranstaltung allen Anwesenden schmerzlich bewusst. Könnte das alles so gestaltet sein, dass ein klar erkennbarer Auftakt zum Park entsteht? Solche Fragen wurden vereinzelt gestellt, nicht unberechtigt. Die Planer machten aber auch klar, dass diese Thematik außerhalb des konkreten Planungsauftrags liegt. Dennoch wird man sich auch Gedanken machen, wie eben die Anbindung des Parks an die U-Bahn gestaltet sein könnte.
Und wie geht es weiter? Die Planer nehmen Stimmungsbild und Vorschläge mit in die nächste Planungsphase. Der nächste Workshop soll dann schon konkreter einzelne Themen aufgreifen und „akteursbezogen“ sein. Es sollen Ideen für Vor-Ort-Aktionen im Verlauf des Sommers entwickelt werden, um die Anwohner noch mehr für die Qualitäten ihrer „Grüngürtellandschaft“ zu begeistern. (cb)